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Wer sich Mitte Oktober fragte, ob es in Soßmar in der Langen Reihe
zu einem Wohnungsbrand gekommen sei, konnte beruhigt werden. Es handelte
sich nur um ein realistisches Einsatzszenario für die Ausbildung der FF
Harber.
Aber berichten wir der Reihe nach. Jedes Jahr ist von den
Atemschutzgeräteträgerinnen und -trägern (AGT) in einem Einsatz oder
einer Übung nachzuweisen, dass sie für diese Funktion noch geeignet
sind. AGT sind Einsatzkräfte, die mit einer Luftversorgung (ähnlich wie
beim Tauchen) in verqualmten Arealen eingesetzt werden können.
Glücklicherweise und dank guter Brandschutzprävention kommt es für uns
nur selten zum Einsatz, sodass wir auf regelmäßige Übungen angewiesen
sind.
In diesem Jahr bot sich dafür eine exzellente Möglichkeit, da wir
in einem leerstehenden Einfamilienhaus unseres fördernden Mitglieds
Matthias Rauls und seiner Frau Miriam üben durften. Auch die FF Soßmar
hatte hier schon geübt, zumal sich das Haus in ihrer Ortschaft befindet.
Die Übung fand am geplanten AGT-Übungsabend statt, weshalb wir
keine Alarmierung benötigten und aus Sicherheitsgründen auch auf eine
Anfahrt mit Martinshorn und Blaulicht verzichteten. Um alle Kameradinnen
und Kameraden nach Soßmar befördern zu können, nutzten wir zusätzlich
zu unserem Fahrzeug den Mannschaftstransportwagen der Gemeinde. Beim
Eintreffen vor Ort sah sich der Einsatzleiter mit einer sehr starken
Rauchentwicklung konfrontiert. Hierzu wurde eine klassische
Nebelmaschine eingesetzt, allerdings sehr viel intensiver dosiert als in
einer Disko üblich. Die „Bewohnerin” rief vom Balkon um Hilfe. Eine
kurze Eingangsbefragung ergab, dass ihr Mann zurück ins Haus gerannt
sei, sodass nunmehr eine Personensuche im Haus und eine Rettung der
Bewohnerin über eine Steckleiter koordiniert werden musste. Zum Glück
standen genug Einsatzkräfte zur Verfügung, sodass beide Aufgaben
parallel durchgeführt werden konnten. Nebenbei waren darüber hinaus
standardmäßig weitere Aufgaben wahrzunehmen, wie etwa das Absichern der
Einsatzstelle gegen fließenden Verkehr oder das Ausleuchten der
Einsatzstelle.
Im Innenangriff
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Um allen AGT die Gelegenheit zu geben, ihre vorgeschriebene
Einsatzübung durchzuführen, bekam einer der beiden eingesetzten
Kameraden während der Suche des vermissten Mannes die Anweisung,
„bewusstlos“ zu werden. Dies musste sein Mitstreiter erkennen und einen
Hilferuf per Funk absetzen. Funken ist während eines Einsatzes im
Innenangriff oft die einzige Möglichkeit, Kontakt nach außen zu halten
und wichtige Informationen auszutauschen. Da dies für den Erfolg eines
Einsatzes, aber auch für die Sicherheit der Einsatzkräfte sehr wichtig
ist, wird bei einem Einsatz unter Atemschutz immer eine sogenannte
AGT-Überwachung eingerichtet. Hierbei wird sichergestellt, dass
permanent ein Ansprechpartner am Funk zur Verfügung steht, regelmäßig
Kontakt gehalten wird und insbesondere die verfügbare Zeit und Atemluft
noch ausreicht, um sich aus dem Gefahrenbereich zurückzuziehen. Der
Notfallspruch wurde von der hiermit betrauten Kameradin entgegengenommen
und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Der Sicherungstrupp, eine
weitere Sicherheitsvorkehrung in Form zweier auf einen Notfall wartender
AGT, konnten so unverzüglich zur Rettung des „bewusstlosen“ Kameraden
ebenfalls ins Haus geschickt werden und diese erfolgreich durchführen.
Atemschutzüberwachung
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Ein weiterer Trupp wurde in der Folge zur Suche und Rettung des
noch immer vermissten Bewohners eingesetzt. Die Kameraden fanden einen
Dummy im Haus und transportierten ihn ins Freie und aus dem
Gefahrenbereich, wo weitere Einsatzkräfte Erste Hilfe leisteten.
Inzwischen wurde das Haus abgesucht, um die Ursache des Rauchs
festzustellen und dadurch Sachwerte zu retten. Obwohl die Suche
systematisch verlief konnte hierbei (wie erwartet) kein Brandnest
gefunden werden. Zur Belüftung des Hauses wurde eine sogenannte
hydraulische Ventilation durchgeführt, wobei ein weit aufgefächerter
Wasserstrahl aus dem Haus, in diesem Fall aus einem Fenster, gerichtet
wird und das Wasser in einer Sogwirkung den Qualm mit sich reißt.
Hierbei ist zu beachten, dass ausreichend Frischluft ins Haus
nachströmen kann. Überraschend schnell konnte so bei wieder
hergestellten Sichtverhältnissen eine letzte Suche durchgeführt werden,
die die Übung vor Ort beendete.
Anders als in einem tatsächlichen Einsatz, bei dem wir von
mindestens einer weiteren Ortswehr Unterstützung erhalten hätten,
führten wir die Übung ausschließlich mit Kräften und Hilfsmitteln der FF
Harber durch. Dank vieler junger Kameradinnen und Kameraden in unserer
Ortswehr war es für manche die erste Konfrontation diesen Ausmaßes. So
ist es umso mehr nachvollziehbar, dass eine Teilnehmerin bemerkte, sie
sei sehr froh, dass es nur eine Übung und kein echter Einsatz war.
Nachdem alles abgebaut und in den Fahrzeugen verlastet war, fuhren
wir zurück nach Harber. Im Feuerwehrhaus ließen alle Beteiligten den
Erfolg der Übung Revue passieren, nahmen wichtige Hinweise der
Beobachter entgegen und stärkten sich bei einem wohlverdienten Imbiss.
Unser Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Übung beitrugen, insbesondere
Miriam und Matthias Rauls für die Bereitstellung des Übungsobjekts,
Ehrengemeindebrandmeister Günther Becker und Ehrenortsbrandmeister
Ernst Ebeling für die detaillierte Beobachtung und wertvolle
Rückmeldungen, Stefanie Ernst für ihre überzeugende schauspielerische
Leistung, der FF Soßmar für die unkomplizierte Abstimmung und
Bereitstellung des Dummys, Gemeindebrandmeister Hans-Wilhelm Beimes für
die Unterstützung in der Organisation sowie allen Teilnehmenden der FF
Harber.