Politik und Feuerwehr an einem Tisch
Politik und Feuerwehr der Gemeinde Hohenhameln trafen sich wieder im Rahmen des Gemeindefeuerwehrtages. Mit dem Jahresbericht der Feuerwehr informierte Gemeindebrandmeister Becker die Politiker über das Feuerwehrgeschehen. Gemeindebürgermeister Erwig berichtete aus dem Rathaus, ehe noch zwei Vorträge folgten. Zuvor schlossen sich Politiker den Arbeitskreisen der Feuerwehr an.
Feuerwehr und Politik gemeinsam an einen Tisch zu bringen, ist das Ziel des Gemeindefeuerwehrtages in der Gemeinde Hohenhameln. Die Teilnehmerzahl von 47 Feuerwehrleuten und 23 Politikern zeigte im Hohenhamelner Dorfgemeinschaftshaus, dass die Fortsetzung nach der Premiere im letzten Jahr der richtige Weg war.
SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Goor bekräftigte den Gedanken, den Feuerschutzausschuss in die Feuerwehr-Arbeitskreise einzubinden. „Das macht Sinn“, äußerte er für die Politik. Die sieben Ausschussmitglieder werden daher mit den Zuständigen der Feuerwehr zu einer gemeinsamen Aufgabenbewältigung beitragen. Diese hatten sich zur Gründung der Arbeitskreise drei „Investitionen und Ersatzbeschaffungen“, „Nachwuchsgewinnung – Nachwuchsförderung“ und „Anerkennung für den Feuerwehrdienst“ entschlossen.
Im Jahresbericht verkündete Gemeindebrandmeister Günther Becker, dass es 2011 19 Brände und 33 Hilfeleistungen gab, wobei bei Schere und Spreizer stets zwei Wehren alarmiert werden. Zum 31.12.2011 verrichteten in den neun Ortswehren der Gemeinde 380 Einsatzkräfte ehrenamtlich ihren Dienst. 10 Personen weniger als im Vorjahr, die aber laut Becker in die Altersabteilung wechselten. „Seit 2002 verringert sich die Zahl der aktiven Feuerwehrmitglieder jährlich um 1,5 bis 2 Prozent. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Einsätze jedoch um etwa 2 Prozent“, merkte der Gemeindebrandmeister kritisch an. „Sollte sich dieser Trend fortsetzen, scheint die Sicherung des Brandschutzes in Niedersachsen langfristig gefährdet zu sein“. In Hohenhameln wechselten in neun Jahren 56 Prozent in die Altersabteilung. „Die Jugendfeuerwehren machen aber Hoffnung auf guten Nachwuchs“, so Becker, der sich besonders auch über Feuerwehrfrauen freut. An die Politiker appellierte der Gemeindebrandmeister, dass es „keine Verschnaufpause“ beim Investitionsplan für die Feuerwehren der Gemeinde Hohenhameln geben darf. „Unter anderem in Sachen Löschwasserbehälter, zudem besitzen drei Fahrzeuge schon biblisches Alter“, äußerte Becker. Zum Schluß bezog sich Becker noch auf die EU-Arbeitszeitrichtlinie. Die wöchentliche Arbeitszeit darf 48 Stunden nicht übersteigen, nun diskutiert die Kommission Pläne, die ehrenamtliche Tätigkeit auf die reguläre Arbeitszeit anzurechnen. Laut Becker würde das nicht nur der Feuerwehr, sondern jedem anderen Ehrenamt stark schaden.
Gemeindebürgermeister Lutz Erwig informierte für Verwaltung und Politik zur Haushaltssituation. Der Haushalt sei ähnlich wie im Vorjahr aufgestellt. Zurzeit laufen die ersten Schritte zum Umbau des Soßmarer Feuerwehr-Gerätehauses. Auch die Weichen der Renovierung in Bierbergen seien gestellt. „Das neue Fahrzeug für Clauen wird hoffentlich bald geliefert“, merkte Erwig weiter an. Nun sollen die Planungen für das neue Fahrzeug für die Mehrumer Ortswehr folgen. Der Gemeindebürgermeister lobte die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, auch wenn es einmal unterschiedliche Meinungen gäbe.
Über „Elektromobilität – neue Herausförderung für Rettungskräfte“ referierte Dr. Kai Melhorn in einem Vortrag. Mehlhorn ist Entwicklungsingenieur für Hochvoltsicherheit bei IAV in Gifhorn und sprach über Gefahren bei Fahrzeugen mit Hybridantrieb. Der IAV-Vertreter ging zum Einstieg auf Hochvolt (60 Volt) und mögliche Gefahren, wie Lichtbogen, ein. Des Weiteren wurde der Aufbau eines Hybridsystems veranschaulicht. Ganz wichtig für die Zulassung seien neben der Notabschaltung und der Isolierung auch orangefarbene Kabel, die nicht angefaßt werden sollten. Nach einem Crash dürfe die HV-Batterie nicht beschädigt werden, die gefährliche Spannung müsse abgebaut werden und Elektrolyte dürfen nicht auslaufen. Im Ernstfall müssten Rettungskräfte laut dem Rettungsleitfaden den Zündschlüssel herumdrehen und entnehmen. „Dies reicht in 99 Prozent der Fälle aus, um das Fahrzeug lahm zu legen“, so Melhorn. Falls nicht, müsse die Versorgungsbatterie abgeklemmt werden und bei schweren Unfällen der Versorgungsstecker unter der Kofferraumabdeckung abgezogen werden. Bei einem Fahrzeugbrand sei eine Explosion der HV-Batterie sehr unwahrscheinlich, da der Druck durch das Berstventil entweichen würde. Laut Melhorn solle das kontrolliert abbrennende Fahrzeug mit viel Wasser gekühlt werden, um chemische Verbindungen zu verdünnen. „Sand und Metallbrandpulver sind nicht empfohlen“, so der Experte, „sie kühlen nicht und die chemische Reaktion findet trotzdem statt.“
Als weiterer Gast nutzte der Brandschutzprüfer des Landkreis Peine, Tobias Thurau, die Chance, über seine Arbeit und über Abläufe im Brandschutz zu informieren. „Wenig übereinander, sondern viel miteinander reden“, verriet der Prüfer sein Motto und dass „zum Löschen immer noch Wasser gebraucht wird“. Jede Ortswehr könne den Erstangriff fahren, so der Brandschutzfachmann, es gelte, sich dann weitere Gedanken über Brunnen oder Löschwasserbehälter zu machen. Unabhängige Löschwasserversorgungen seien sein Wunsch.